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Der Ukraine-Krieg und die Salomonen

aktualisiert am 8.5.2022

Karte der Salomonen-Inseln

TUBS, Solomon Islands, administrative divisions - de - colored, CC BY-SA 3.0 extern🡽

Was könnte denn der Krieg in der Ukraine mit der Inselgruppe im fernen Pazifik zu tun haben? Antwort: Viel mehr als allgemein bekannt ist.

Die Salomonen bestehen aus Hunderten von kleinen und größeren Inseln im Südpazifik. Ihr Name tauchte erstmals in der Berichterstattung des Zweiten Weltkriegs auf, als Japan die Inseln Mitte 1942 besetzte und die Vereinigten Staaten das Territorium Ende 1943 befreiten. Nach Kriegsende wurde die Inselgruppe wieder britisches Protektorat wie vor dem Krieg.

Im Jahr 1978 erreichten die Salomonen ihre Unabhängigkeit. Es gab immer wieder ethnische Konflikte, die zumeist durch herbeigerufene ausländische Soldaten und Polizisten gelöst wurden, da der Staat über kein eigenes Militär verfügt.

2019 wurden die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und zur Volksrepublik China aufgenommen. Ab diesem Zeitpunkt begannen die außenpolitischen Schwierigkeiten, vor allem mit den USA. Das Land ist nur wenig entwickelt. Da können Geld und Investitionen eine große Rolle in der politischen Ausrichtung spielen.

Sowohl China als auch die USA versuchten größeren Einfluß zu gewinnen. China fördert eher die Zentralregierung, die auf der Insel Guadalcanal residiert, während die USA die bevölkerungsreichste Provinz Malaita, die eher kritisch gegen China eingestellt ist, finanziell unterstützt. Eine Bedrohung für den Inselstaat.

Zitat aus Wikipedia:

"Unter einigen asiatischen und westlichen Analysten wächst die Besorgnis, dass die Vereinigten Staaten und Taiwan separatistische Bewegungen auf den Salomonen, insbesondere in Malaita, finanzieren und damit einen ähnlichen Bürgerkrieg wie zwischen 1998 und 2003 hervorrufen könnten."

Die Salomonen und China erklärten Mitte April 2022, dass beide Staaten ein Rahmenabkommen für Sicherheitsfragen abgeschlossen hätten. Dieses sah die Unterstützung des Landes durch die Volksrepublik in wirtschaftlichen und polizeilichen Angelegenheiten sowie bei Naturkatastrophen vor. Sofort traten die USA auf den Plan und warnten die Regierung des Inselstaats vor Schritten, "um de facto eine ständige Militärpräsenz, Energieversorgungskapazitäten oder eine Militäranlage zu errichten". Die USA würden in einem solchen Fall "entsprechend reagieren", drohte das Weiße Haus. Das Rahmenabkommen habe "potenziell regionale Sicherheitsauswirkungen" für die USA und ihre Verbündeten. Aber natürlich respektiere man die Souveränität der Salomonen. Da passt doch irgendwas nicht zusammen, oder?

Und jetzt denken wir mal kurz über den Ukraine-Krieg nach. Was propagierten Politiker (und Medien) der USA, der EU, der NATO und Deutschlands in den letzten Jahren? Es sei das Recht von souveränen Staaten, sich selbst ein Bündnis zu wählen, dem sie sich anschließen möchten. Das gelte auch für die Ukraine. Und da dürfe sich kein anderes Land einmischen, schon gar nicht Russland. Obwohl die Ukraine ein direkter Nachbarstaat Russlands ist und in dessen geopolitischem Interessengebiet und Sicherheitszone liegt.

Die Salomonen sind genau wie die Ukraine Tausende von Kilometern vom eigenen US-Territorium entfernt. Aber für diese Hegemonialmacht gelten eigene Gesetze. Die Vereinigten Staaten sind wie eine Riesenkrake mit unzähligen Armen, die überall in der Welt herumtastet, um sich mit ihren Saugnäpfen Militärbasen und Einflusssphären zu sichern.

In diesem Sinne sind sie eine größere Gefahr für den Weltfrieden als Russland, welches in der Regel "nur" seine direkten Nachbarn überwacht, damit von diesen keine potenzielle Gefahr für das eigene Territorium ausgehen kann. Der brutale Überfall auf die Ukraine hat gezeigt, wie weit der größte Staat der Erde gehen kann. Russland ähnelt trotzdem eher einer Schildkröte, die bei Gefahr mal den Kopf aus dem Panzer streckt und nach allem schnappt, was gefährlich werden könnte. Es hat letztlich gar nicht die Finanz- und Militärmittel der amerikanischen Krake.

Raketenbasis auf Kuba 1962 Aus Wikipedia: Diese Luftübersicht zeigt Mittelstreckenraketen auf einer Basis in Kuba am 17.10.1962.

Die Vereinigten Staaten haben schon lange für eine ihnen genehme Ordnung an ihren Grenzen gesorgt. Die Kubakrise von 1962 war die letzte große Gefahr für die Sicherheit der USA. Die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba hatte die Welt tatsächlich an den Rand eines Atomkriegs gebracht und war der Höhepunkt des Kalten Krieges.

Die Krise dauerte dreizehn Tage und wurde mit einer Seeblockade Kubas durch die Vereinigten Staaten und mit dem Abzug der Raketen durch die Sowjetunion friedlich gelöst. Der amerikanische Präsident John F. Kennedy hatte statt der Blockade zwischenzeitlich sogar die Invasion Kubas und Luftangriffe erwogen. Wenn es um die nationale Sicherheit geht, lässt sich das Weiße Haus weder vom Völkerrecht noch von irgendeiner militärischen Kraft des Gegners einschüchtern.

Die größte "Gefahr" aktuell sind daher eigentlich nur die Flüchtlings- und Einwanderermassen, die sich aus dem Süden des amerikanischen Kontinents bis an die US-Grenzen bewegen.

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