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Kopfsplitter

Fundgrube

Apostroph-Katastrophen 1

aktualisiert am 13.12.2022

Apostroph, der; -s, -e [griech.] (Auslassungszeichen)

Vorbemerkung: Einzig der Artikel "der" und nicht etwa "das" ist für den Apostroph zulässig. Weitgehend unbekannt dürfte sein, dass der Apostroph auf der Tastatur mit der Alt-Taste und den Ziffern 0146 erzeugt wird. Das Zeichen sieht dann wie ein hochgesetztes Komma aus ’, was nicht ganz identisch ist mit dem hochgesetzten Strich ', wie es oft zu sehen zu ist. Das ist aber wohl verzeihlich. Zumal der Unterschied nicht bei jeder Schriftart deutlich wird.

Unverzeihlich ist hingegen, wenn Schwachsinn zur Regel wird. Dann fällt er als solcher zwar irgendwann überhaupt nicht mehr auf, ist aber trotzdem falsch. Geben Sie in einer Suchmaschine mal einen der folgenden Begriffe ein: Auto’s, Büro’s, Park’s, Pizza’s, Taxi’s, Ufo’s, Zoo’s. Ignorieren Sie den verzweifelten Versuch z. B. von Google, die Schreibweise des Suchbegriffs zu korrigieren und sehen Sie sich lieber die stattlichen Trefferquoten an.

Einen Teil der Schuld an den niederschmetternden Ergebnissen ist der Rechtschreibreform von 1996 anzulasten. In der amtlichen Regelung dazu steht nämlich in § 96: "Von dem Apostroph als Auslassungszeichen zu unterscheiden ist der gelegentliche Gebrauch dieses Zeichens zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens vor der Genitivendung -s oder vor dem Adjektivsuffix -sch". Als Beispiele werden genannt "Carlo's Taverne" und die "Einstein'sche Relativitätstheorie".

Eigentlich musste gar nichts "verdeutlicht" werden, denn "Carlos Taverne" war und ist eben eindeutig die Taverne von Carlo. Wäre es die Taverne von Carlos, also mit einem "s" am Ende, dann müsste es richtig "Carlos’ Taverne" heißen.

Immerhin haben die Regelakrobaten zwei wichtige Einschränkungen festgelegt, die wir nochmals wiederholen:

  1. Es muss ein Personennamen sein.
  2. Des weiteren muss die Genitivform des Personennamens auf "s" enden. Das sogenannte Adjektivsuffix "sch" lassen wir hier mal außen vor.

"Oma’s Küche" und "des Pudel’s Kern" sind demnach nicht möglich, da lediglich eine Voraussetzung, nämlich die Genitivform, erfüllt ist.

Die Realität sieht anders aus. Nicht nur jede Genitivform wird "gelegentlich" mit einem Apostroph verunziert, sondern das gemeine Volk tobt sich "zur Verdeutlichung der Grundform" auch beim Plural aus. Bevorzugte Opfer sind Abkürzungen (PKW’s, PC’s, DVD’s usw.) und alles irgendwie undeutsch Aussehende (Single’s, Steak’s, Coupon’s etc.).

Und der Unfug ist nicht zu stoppen. Wie im kollektiven Wahn hacken die Analphabeten der Moderne "Auto’s" in die Tastatur, während sie dereinst als Jungpennäler noch "Autos" akkurat in ihre Schreibhefte malten. Das ist schon deswegen so erstaunlich, weil ja ohne Not ein weiteres Zeichen hinzugefügt wird und die Internetgemeinde ansonsten viel Phantasie entwickelt, Zeichen einzusparen. Leute, das Ding heißt Auslassungszeichen! Was wird beim Plural-s eigentlich ausgelassen? Ein Nichts?

Keine Chance. Der Deppen-Plural breitet sich schneller aus als jeder Virus und keine Antivirensoftware kann ihn ausmerzen. Vermutlich wird er schon in einigen Jahren die Apologeten der neuen deutschen Rechtschreibung und die Duden-Redaktion infiziert haben. Werden die Freunde des Auslassungszeichens dann Ruhe geben? Nein, schon jetzt werden die nächsten Versuchballons gestartet: "Neue’s, Dienstag’s, damal’s" usw. Das Ziel ist wahrscheinlich, dass hinter jedem "s" zusätzlich ein Apostroph stehen muss. Danach wird der Buchstabe endgültig eliminiert und durch den Apostroph ersetzt:

Apo'troph, der; -’, -e [griech.] (Au’la’’ung’zeichen)

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