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Die FDP will uns eins aufs Dach geben

aktualisiert am 26.9.2022

Berliner Woche vom 23.7.2022: Ausschuss will mehr WindkraftBerliner Woche vom 23.7.2022: "Ausschuss will mehr Windkraft"

Peter Kastschajew ist seit dem 4.11.2021 gewählter Bezirksverordneter der Freien Demokraten (FDP) in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf und in einigen ihrer Ausschüsse. Seit dem 1. Dezember 2021 bekleidet er das Amt des Pressesprechers der FDP Berlin.


Gesendet: 9. August 2022 um 10:18:53 Uhr
Betreff: Die FDP will uns eins aufs Dach geben

Sehr geehrter Herr Kastschajew,

in der Berliner Woche, Ausgabe für Marzahn/Hellersdorf, vom 23.7.2022 las ich erst jetzt auf der Titelseite folgende Meldung: "Ausschuss will mehr Windkraft". Und weiter heißt es in dem Artikel:

"Der FDP-Bezirksverordnete Peter Kastschajew hat den Antrag gestellt, an den sich SPD, Grüne und Tierschutzpartei beteiligten. „Die Dächer von Gebäuden in Großstädten sind oft ungenutzte Freiflächen, die man für verschiedene Interessen nutzbar machen kann“, erklärt der Verordnete. Der Klimaschutz und die damit einhergehende Notwendigkeit der Nutzung regenerativer Energien sei von gesamtgesellschaftlichem Interesse. „Die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auf Dachflächen nimmt erfreulicher Weise bereits zu. Ergänzend dazu kann man auch Wind zur Energiegewinnung nutzen“, sagt Kastschajew.

Das finde ich eine geradezu tolle Idee! Nachdem die Natur mit Windrädern in großen Teilen verschandelt wurde, entdeckt ausgerechnet die FDP, wie das noch übertroffen werden könnte und will eine dicht besiedelte Großstadt wie Berlin mit Stahl-Masten auf ungenutzten Dächern verzieren. Zur Krönung wird das der Bevölkerung auch noch als "gesamtgesellschaftliches Interesse" verkauft.

Dankbar wird der Vorschlag natürlich von den anderen grün angehauchten Parteien aufgenommen. Zitat:

"Die klimapolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Maria Geidel, sieht gerade auf den Dächern von öffentlichen Gebäuden noch viel Fläche, die für die Erzeugung regenerativer Energie genutzt werden kann."

Ich wüsste auch schon, welches öffentliche Gebäude als erstes mit ein paar Windmühlen ausgestattet werden könnte. Aus dem Kanzleramt kommt ja jede Menge heiße Luft. Da könnten die Räder bestimmt unter Volllast betrieben werden. Auch dessen weitgehend ungenutzte Gartenanlage fände endlich ihre eigentliche Bestimmung in der Energieproduktion.

Ein weiterer Vorteil der Windmaschinen sollte nicht unerwähnt bleiben. Diese könnten nämlich gleichzeitig als Ventilatoren dienen und so ganz nebenbei für ein besseres Klima im Bezirk und in der Stadt sorgen. Übrigens täte auch so manchen Bürokratenzimmern eine optimierte Belüftung gut.

Sehr geehrter Herr Kastschajew, lassen Sie sich nicht von Vogelschützern und lärmempfindlichen Mitbürgern beirren und bieten Sie bisher heimatlosen Windrädern im wahrsten Sinne des Wortes ein Ob-Dach. Machen Sie zudem aus dem öden Tempelhofer Feld einen florierenden Windpark. Nehmen Sie sich auf keinen Fall Don Quichotte und seinen erfolglosen Kampf gegen Windmühlen zum Vorbild.

Mit freundlichen Grüßen

Als nach drei Wochen immer noch keine Rückmeldung eingetroffen war, brachte ich mein Anliegen in Erinnerung.

Gesendet: 30. August 2022 um 17:58:34 Uhr
Betreff: WG: Die FDP will uns eins aufs Dach geben

Sehr geehrter Herr Kastschajew,

Sie sollen ja Pressesprecher der FDP sein, aber so richtig kommunizieren mögen Sie wohl doch nicht. Auch im Internet fand ich wenige Infos von Ihnen oder über Sie. Finde ich eher ungewöhnlich für einen Pressesprecher.

Ich schickte Ihnen am 9.8.2022 die unten stehende Mail und hatte eigentlich erwartet, dass Sie wenigstens den Empfang selbiger bestätigt hätten. So weiß ich nicht, ob Sie die Nachricht überhaupt erreicht hat. Na ja, kann auch mal im Sommerloch verschwinden, daher hier ein zweiter Versuch und mit 2 zusätzlichen Mail-Adressen, die ich gefunden habe.

Herzlichen Gruß

Innerhalb weniger Stunden erreichte mich die Antwort-Mail.

Gesendet: 30. August 2022 um 19:36:18 Uhr
Betreff: Re: Die FDP will uns eins aufs Dach geben

Ihre erste Mail hat mich leider nicht erreicht, aber den Eingang der jetzigen bestätige ich Ihnen gern.

Zu den Kleinwindkraftanlagen: für gewöhnlich sind diese auf Dachflächen nur so groß, dass sie von unten kaum zu sehen sind. Es handelt sich mitnichten um Anlagen im Ausmaß der eher bekannten „Spargel“. Sie ähneln eher Trafoanlagen. Ich gehe mal davon aus, dass sie unseren Antrag auch gelesen haben und wissen, dass es sich dabei auch gar nicht um den Bau solcher Anlagen handelt, sondern zunächst erst einmal um das Durchführen einer Potenzialanalsye, deren Ergebnis wir abwarten wollen und die natürlich auch zu dem Schluss kommen kann, dass sich die Dachflächen in unserem Bezirk gar nicht für solche Anlagen eignen.

Uns ist es ein besonderes Anliegen, Politik nicht einfach nach Ideologie oder gutem Glauben zu machen, sondern auf Basis von Fakten. Deshalb haben wir diese Analyse beauftragt, um uns ein Bild weiterer Energiequellen in unserem Bezirk zu machen.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen für Aufklärung sorgen.

Beste Grüße

Peter Kastschajew
stv. Fraktionsvorsitzender

Ich war etwas unzufrieden mit der Antwort von Herrn Kastschajew und machte mich zudem kundig über kleine Windkraftanlagen.

Gesendet: 1. September 2022 um 17:02:53 Uhr
Betreff: AW: Die FDP will uns eins aufs Dach geben

Sehr geehrter Herr Kastschajew,

vielen Dank für Ihre Mail.

Im Antrag steht wörtlich:
"Das Bezirksamt wird ersucht, eine Potenzialanalyse zur Nutzung von kleinen und mittelgroßen Windkraftanlagen auf DACH- UND FREIFLÄCHEN im Bezirk für die Energiegewinnung durchführen zu lassen. Damit soll den Flächeneigentümerinnen und -Eigentümern, insbesondere Gewerbebetrieben und Wohnungsgesellschaften das Potenzial und der Nutzen aufgezeigt werden."

Das Ziel der Analyse ist eindeutig, nämlich Potenzial und Nutzen aufzuzeigen. Eine Nichtmachbarkeit ist auszuschließen. Ansonsten könnte man sich Zeit und Geld sparen.
Meine Frage in diesem Zusammenhang:
Wer erstellt die Potenzialanalyse? Und  wie viel kostet diese?

Im Antrag ist ausdrücklich von "kleinen und mittelgroßen Windkraftanlagen" die Rede.
In der technischen Norm IEC 61400-2 zählen Anlagen bis zu 200 m² Windangriffsfläche zu den kleinen Windkraftanlagen. Das entspricht einem Rotordurchmesser bis rund 16 m. Sie dürfen bis zu 30 m hoch sein. Das sind schon imposante Größen. Aber wie sieht es dann erst mit mittelgroßen Anlagen aus? Damit es sich lohnt, müssen Windräder größer sein. Das ist systemimmanent.
Dass diese unauffällig und quasi unsichtbar wären, ist Wunschdenken. Die Menschen wohnen in der Regel in höheren Etagen und spazieren nicht nur auf der Straße herum. Selbst dort wären die Windmühlen nicht nur gut sichtbar, sondern auch hörbar. Zumal auch Freiflächen (einschließlich Grünflächen?) mögliche Standorte sein sollen.

Herzlichen Gruß

Windgenerator auf einem Dach Glogger, Urbine221dc, CC BY-SA 3.0 extern🡽
Foto: Windgenerator auf einem Dach

Bis heute (26.9.2022) erhielt ich keine weitere Nachricht von Herrn Kastschajew.

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